14 Feb
14Feb

Ich hatte mich dazu entschieden. Ich wollte mit jemandem eine WG haben. Ich, die immer nur alleine gewohnt hatte,wollte das mal versuchen. ‚Wird wohl nicht so schwer sein‘; dachte ich mir. Jedenfalls fiel mir eines Tages eine Anzeige auf in der Zeitung. Ich meldete mich per Telefon. Ihre antwortende Stimme klang sanft und doch selbstbewusst. Sie hätte sich einsam gefühlt und sei nun froh, dass ich zu ihr käme. So schnell kann es gehen. So schnell hatte ich mich entschieden. Wieso hatte ich keine Zweifel? Innerlich fragte ich mich das leise. Doch ich schob den Gedanken auf die Seite. Ich wollte einmal in meinem Leben etwas anderes machen. Etwas, das ich bis anhin dachte, dass ich das nicht könnte. Wird schon schief gehen. 


Ich traf sie am Tag des Einzugs. Sie stellte sich vor. Ihr Name war Jasmin. Ihr Körper war fein gebaut. Schmal, schon fast dünn. Hatte grünblaue Augen. Glatte hellbraune bis über die Schulter reichende Haare. Sie kam mir höchstens bis zu meiner Oberweite. Ungefähr 1.60 gross. Ich bin 1.72. Ihr Lächeln war höflich und zurückhaltend. Ob sie mir wohl traut? Ich lächelte zurück. Ich freute mich darauf mit jemandem, den ich überhaupt nicht kannte eine Wohnung, respektive ein Haus zu teilen. Ich stellte einen Teil meines Gepäcks gleich nach dem Eingang links an die Wand. Es waren nur ein paar Handtaschen für die nächsten paar Nächte. Den Rest würde ich nachkommen lassen. Viel brauchte ich ja nicht. Möbel und das ganze Interieur hatte sie bereits. Deswegen hatte ich mich für sie entschieden. Ich musste mir keine Möbel zulegen. Die Küche war auch voll eingerichtet. Ich schaute mich um. Der Gang war in einem zarten Hellblau gestrichen. Die Wände wirkten ein wenig alt. Die Farbe blätterte an einigen Stellen ab. Das machte das ganze charmant und heimelig. Ich wollte nicht in ein Haus ziehen das ganz neu war. Dieses Haus hatte eine Geschichte. Wahrscheinlich mehrere. Als Medium war ich gespannt, welche verstorbenen Seelen hier in diesem Haus noch herumschwirrten. Wir gingen den Gang hinunter, an dessen Wänden kein einziges Bild hing. Am Ende des Ganges war links der Eingang in die Küche. Diese war überstellt mit schmutzigem Geschirr. Die ganze Küche strotzte vor Dreck. Welche Farbe die Schränke hatten, konnte ich nicht erkennen. Alles war in einem hellen Grau. Der Boden sah aus, als wären die Platten aus hellem Marmor. ‚Ok. Ich esse wohl vorläufig noch nicht hier drin‘. Dachte ich mir schmunzelnd. Ich, die sehr auf Hygiene achte, störte es nicht einmal. ‚Sie wird das wohl mal sauber machen‘, überlegte ich mir. Wir gingen durch die Küche wieder hinaus. Das war also eine Art Durchgang. Als wir aus der Küche traten, standen wir in einem grossen Raum, der irgendwie gleichzeitig der Wohnraum und der Essraum war. Zwei grosse Tische standen quer im Raum, die Stühle drum herum wirr hingestellt. Ein grosses dunkelblaues Sofa stand in einem V in Richtung einer Ecke. Einen Fernseher gab es nicht. Dafür einen Kamin. Ein grosser, dekorierter Kamin. Wenn man alles schön hinstellt, wird es echt schön hier drin. Ich gestaltete in meinen Gedanken bereits den Raum neu ein. 

Der Boden war mit einem braunen Parkett belegt. Die Holztäfelchen in einem zickzack ausgelegt. Überall sah ich Staub liegen. Klar wollte sie jemand, der mit ihr zusammen wohnt. Sie konnte einfach nicht alles alleine putzen. Auch im Wohnbereich/Essbereich hingen keine Bilder an den Wänden. Ist ja Eigenartig. Warum so kahl? Die Wände waren in einem beigen Braun gestrichen. Alles wirkte warm und herzlich. Trotz dem Dreck und Chaos überall. Wir liefen um den Raum herum. Zurück zum hellblauen Gang. Dort gingen wir nach ein paar Metern links in einen Schlafraum. Der Schlafraum war sehr gross. Hohe Decke. Ich sah links von mir 4 Betten die irgendwie einfach so in den Raum gestellt waren. Die Decken unordentlich darauf verteilt. Auch hier alles dreckig und staubig. Doch die Bettüberzüge sauber. Ein paar Meter rechts davon konnte ich ein Bad erkennen. Rechts von mir war der Boden des Schlafraums nach unten geneigt. Konnte man von hier in den Keller? Keine Wand oder eine Türe. Einfach so ging der Boden leicht nach unten. Ich werde mir das mal später ansehen. Die Decke über den Betten war ein wenig niederer als rechts von mir wo sie noch ein paar Meter in die Höhe ging. Ich bemerkte ein paar Stufen, die an einen Raum über den Abgang in den Keller führten. Ich sah nach oben und sah einen Balkon im Raum. Hinter dem Balkon, der mit einem kunstvollen Gelände verziert war, sah ich noch zwei weitere Räume. Die paar Stufen waren überzogen mit einem hellvioletten Samtteppich. Ich wollte nach oben, doch Jasmin riet mir davon ab. Ich müsse vorsichtig sein. Die Räume hätten keinen ebenen Boden. Waren nicht sicher genug. Ich sah sie kurz an und bestätigte mit einem Nicken, ich würde vorsichtig sein und ging nach oben. Schliesslich werde ich hier wohnen und möchte wissen,wie alles aussah. Der Boden war tatsächlich uneben und ich fürchtete, ich würde über das kleine Balkongelände nach unten schlittern, doch ich hielt mich nah an der Wand und schaute in die Räume hinein. Der eine Raum war komplett leer. Helle Wände. Helle Räume. ‚Wäre noch schön hier für ein Schlafzimmer‘, dachte ich mir. Der zweite Raum war mit grossen und kleinen Spiegeln voll gestellt. Der Boden hier war gerade und fühlte sich sicher an. Ich ging hinein und betrachtete die verschiedenen antiken Spiegel. 


Manche hingen an den Wänden. Andere waren an die Wand angelehnt. Ich sah Fotos an einzelnen Spiegel angeheftet. Ich betrachtete sie. Es waren Fotos von Jasmin und zwei verschiedenen Männern. Während ich die Fotos ansah, stand auf einmal Jasmin hinter mir. Sie räusperte sich, damit ich sie bemerkte. Ich fragte sie, warum hier so viele Spiegel rumstehen würden und ob diese Männer ihre ehemaligen Partner waren? Sie sah mich nur traurig an und nickte mit dem Kopf. Der eine sei gestorben, der mit den dichten schwarzen Locken, der andere, der jünger aussah, wollte nicht mehr mit ihr zusammen sein. Während ich in den einen Spiegel sah, sah ich den Mann mit den dunklen schwarzen Locken. Er sah mich wie aus der Ferne an. Sein Blick verträumt und nachdenklich. In einem anderen Spiegel sah ich den jüngeren Mann. Ein ernstes Gesicht. Die Augenbrauen zusammengepresst. Hellbraune Augen und Haare. Die Kinnpartie verkrampft. Er sah mich skeptisch und misstrauisch an. Ich winkte Jasmin zu mir. „Sieh mal“, sagte ich zu ihr, „siehst Du ihn auch?“ Sie stellte sich links von mir hin. Ihr Gesicht wurde im Spiegel älter. Während mein Gesicht seins war. Sie wirkte im Spiegelbild glücklich, doch sehr alt. Sie sah sich an und drehte sich wieder weg. „Deswegen ging es nicht mehr“. Meinte sie zu mir. „Er machte mich in meiner Seele alt. Er wollte nicht mehr und ich bin froh darüber“. Sie ging über den schiefen Boden wieder hinunter in den Schlafraum. Ich trat aus dem Raum und sah einen kleinen Gang, der in einen anderen Raum gegenüber des Balkons führte. Der Raum stand im Dunkeln. Ich lief hinüber und leuchtete mit meinem Handy in den Raum hinein. „Warte“. Sagte Jasmin. „Ich mache Licht“. Als das Licht anging, sah ich, dass der Raum total mit Bildern jeglicher Grösse vollgestopft war. Bilder von Landschaften, Portraits von Menschen aus verschiedenen Zeitepochen, von Häusern. Stillleben mit Früchten, Jagdbilder mit Hunden. Bilder mit stolzen spanischen Pferden, Kindern die spielten oder einfach nur mit Tieren. „Wieso hängst Du die nicht auf?“ Fragte ich sie. „Neee, das will ich nicht. Die gehörten all meinen Vorfahren die jemals hier gelebt haben und ich glaube, die sind daran gehaftet und ich will sie eigentlich nicht hier im Haus verteilt haben. So sind sie alle in einem Raum zusammen“. Sie kicherte vor sich hin. Ich hörte, wie sie etwas in der Küche hantierte. „Willst Du auch was zu essen?“ Fragte sie mich. „Nein, danke!“ Rief ich ihr zu. Ich betrachtete die Bilder und im Augenwinkel nahm ich einen Schatten wahr. Doch bevor ich richtig hinsehen konnte, war der Schatten wieder fort. ‚Wer das wohl war?‘ fragte ich mich. Ich ging wieder hinunter zum Schlafraum. Holte meine Taschen, packte alles aus, zog mich um und kroch in mein Bett. Ich war sehr müde. Jasmin kam hinein wünschte mir eine gute Nacht, erwähnte wieder wie froh sie sei, dass ich da war und legte sich auch schlafen. 


Mitten in der Nacht wachte ich auf. Wenn ich mitten in der Nacht wach werde, ist meistens eine Seele in der Nähe die ich intuitiv spüre. Ich betrachtete den Abgang ins Dunkle vor mir und sah verschiedene Seelen auf mich zukommen. Alle waren sie dreckig und sahen verkohlt aus. Doch ihre Gesichter waren noch intakt. Während ich im Bett lag, die Decke bis zu meinem Kinn, bat ich Erzengel Michael und Elhoim herbei, die die Seelen abholen sollten. Die zwei kann jeder rufen, um Seelen ins Licht zu führen. 16 waren es insgesamt. In einem Lichtstrahl wurden die Seelen ins Licht geschickt. Wo sie hoffentlich ihren Weg für ihre eigene Erlösung finden konnten. Ich hörte im Geiste, wie mir gesagt wurde, dass der Verantwortliche für den Tod dieser 16 Seelen unten im Keller sei. Den müsse ich noch holen. So wie ich angezogen war, stand ich auf und lief den Abgang hinunter. Jasmin wachte sofort auf, rief mir hinterher dass sie mitkäme und nahm eine Taschenlampe mit. Der Gang ging in einer Art Spirale in den Boden hinunter. Auf einmal standen wir in einem Raum mit drei Höhleneingängen. “Ich war schon mehrmals hier unten“, raunte sie mir zu. „War schon in allen Gängen“. „Und?“ Flüsterte ich, „was hast Du entdeckt?“ „Nichts. Gänge die ins nichts führten. Plötzlich stand ich immer an einer Wand und kehrte zurück. Der Gang da links, in dem war ich noch nicht“. Ich konnte meine Schritte nicht kontrollieren. Sie führten mich einfach hinein. Warum musste ich immer wieder solche Dinge tun? Innerlich schüttelte ich den Kopf über mich selber. Ich könnte einfach in meinem Bett liegen und friedlich schlafen. Stattdessen war ich hier mit einer Frau die ich kaum kannte und das in einer Höhle und lief auf eine Seele zu, die ich noch ‚holen‘ musste. Konnten das nicht die Engel selber tun? Irgendwie ärgerte ich mich gerad über mich selbst. Ich wollte eigentlich zurück, doch meine Füsse bewegten mich vorwärts. Wir gingen hinein. Nach etwa 20minuten, kam eine nackte Frau auf uns zu. Sie taumelte und griff mit der einen Hand ins Leere. „17“ stammelte sie. „17?“ Sagte ich laut. Jasmin bejahte. „Du hast doch oben schon 16 ins Licht führen lassen“. Aha, dann hat sie da gar nicht mehr geschlafen. Stellte ich für mich fest. Ich rief sofort Erzengel Michael herbei mit dem Engel Elhoim. Sie würden ihr helfen. Ich bat Michael zu bleiben, da wir wohl bald auf Seele Nr.18 stossen würden. Die Seele, die für das Sterben der anderen verantwortlich war. Der würde sich sicher gut verstecken. 


Wir kamen über eine kleine Brücke ein kleines Dorf, das im Dunkeln lag. Ich war gar nicht überrascht. Wir waren in der Höhle und gleichzeitig im Freien. Wie das funktioniert, wollte ich gar nicht wissen. Alles war verbrannt. Ich sah mich um. Wo war er? Auf einmal stand er vor mir, packte mich am Hals. „Hier bin ich. Du hast mich doch gesucht?“ Er lachte laut. „Ja genau, du Schuft“, röchelte ich und schnappte nach Luft. Er war gross. Sicher fast 2m gross. Hatte einen altertümlichen Hut auf. Einen schwarzen Mantel, der bis zum Boden reichte. Jasmin kam mir zu Hilfe und schlug mehrmals mit ihrer Taschenlampe auf seinen Kopf ein, während ich mit meinen Beinen gegen ihn trat. Er liess mich los und sank ohnmächtig zu Boden. Ein Engel erschien. War das Michael? Ich wusste es nicht. Er war riesig. Strahlte hell und lächelte. Er beugte sich ein wenig vor, machte etwas auf vor seinem Bauch, das aussah wie ein Mantel und schob die Seele Nr. 18 in seinen Bauchraum wo es sich im Licht auflöste. Der Engel blickte mich an, nickte mir zu und löste sich wieder auf. Kaum war das vorbei, lief ich mit Jasmin den Gang wieder zurück hinauf ins Haus. Nur einige Sekunden später, flog mir der Schatten, der bei den Bildern war, vor die Füsse. Doch ehe ich mich zu ihm runterbücken konnte, wollte er sich wieder verduften. Doch zu dem kam es nicht. Ich packte es an einem Zipfel - könnte das eine Hosenbeiewesen sein - und hielt es mit meiner anderen Hand am Arm fest. „Nene, du bleibst jetzt hier. Wer bist Du?“ Zuerst war es nur ein Schatten, doch je länger ich ihn ansah, umso heller wurde es und ein Gesicht kam zum Vorschein. Jasmin stand hinter mir und sagte erfreut, „ach, das ist ja mein Onkel Herbert!“ Freudig umarmte sie ihn, wie es irgendwie möglich war. Er war ja eigentlich eine verstorbene Seele. Ich sah ihm in seine hellblauen Augen und sah, dass er ungefährlich war. „Willst Du denn nicht weiter gehen?“ fragte ich ihn. „Nein. Bitte nicht. Ich bleibe noch ein wenig hier. Mit all meinen Verwandten“. Er zeigte nach oben zum Raum mit den Bildern. „Ok. Aber stört uns nicht“. „Ist gut, ich verspreche es“. Er flog durch den Raum zu den Bildern. 


Nachdem ich mich umgezogen und frisch gemacht hatte, sah ich Jasmin an und sagte ihr, „also nun bitte räumen wir auf und machen hier alles sauber, Ja?“. Auf einmal war das Haus voll mit Leuten, die alle mithalfen. Einer der Männer war Arnold Schwarzenegger. Warum er anwesend war, weiss ich nicht. Doch ich fand es total cool. Alle halfen mit und nach kurzer Zeit glänzte das Haus von oben bis unten. Die Betten standen ordentlich im Raum nebeneinander. Die Küche war aufgeräumt, die Schränke waren in einem hellen Beige. Sah schick aus. Die Arbeitsflächen schimmerten wie Aluminium. Der Boden bestand tatsächlich aus hellen Marmorplatten. Der Wohn- /Essraum war sauber, die Tische schön nebeneinander gestellt, die Stühle am Tisch. Das Sofa stand in einem schönen Winkel zum Kamin. Der Tisch wurde gedeckt und alle, die mitgeholfen hatten, sassen dazu. Es wurde gegessen und getrunken. Gelacht und es herrschte eine fröhliche Stimmung. So konnte und wollte ich leben. Hier in diesem Haus mit Jasmin. Darauf freute ich mich.


Ein Haus steht immer für mein Inneres. Anfangs war es dreckig und staubig. 

Alte übrig gebliebene Seelenanteile von mir wurden mit Hilfe der Engel im Licht aufgelöst. Die Nummer 18 bedeutet, dass es an der Zeit ist, mich meinen Schattenthemen zu stellen. Deswegen auch der Weg nach unten. In das Unterbewusstsein. Alles war verkohlt und verbrannt. Feuer steht für bereinigen. Altes wurde ausgelöscht. Die Nr.18 bedeutet die Ursache wurde behoben. Es bedeutet, die Wahrheit meiner Seele zu ergründen. Nicht alleine, sondern mit Hilfe anderer. Ganz deutlich mit den vielen Leuten die mithalfen sowie das WG - Gspänli Jasmin. Am Ende war alles sauber und aufgeräumt. Mein Inneres ist sauber und aufgeräumt. Jetzt bin ich bereit meine Schattenthemen (die ich noch herausfinde darf) anzugehen und aufzulösen.

 

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