29 Nov
29Nov

Mit 4 Jahren wurde ich aus Spanien mit meinem jüngeren Halbbruder adoptiert in die Schweiz. Ich weiss noch, dass der Anfang für mich nicht einfach war. Zwei fremde Geschwister, die mich auf einmal in der Familie willkommen hiessen. Auf einmal eine Mutter und einen Vater zu haben. Eine ältere Schwester, die mir immer klar gemacht hatte, dass ich nur geduldet wurde und eigentlich unerwünscht war und ein älterer Bruder, der in mir mehr eine Spielkameradin sah als eine Schwester. Mein jüngerer Bruder, der schnell merkte, dass er immer im Mittelpunkt sein konnte, wenn er es wollte. Meine Mutter, die sich zwar sehr um mich bemühte, doch spürte ich immer wieder, dass da eine innere Kluft blieb. Mein Vater, der nie so recht wusste, was er mit mir anfangen sollte. Das Gefühl, auf mich alleine gestellt zu sein, begleitete mich schon von Kind auf. Zu wissen, dass am Ende nur ich mir selber helfen konnte, war stets präsent. Ich war schon immer eher ein ruhiges Kind. Ich beobachtete die Welt und die Menschen um mich herum. Beobachtete sie, wie sie miteinander umgingen und überlegte mir, wieso das alles so unecht wirkte. Wenn es mir durch Mobben in der Schule und dem ständigen Kritisieren meiner Mutter schlecht ging, zog ich mich innerlich zurück und baute mit den Jahren einen dicken, emotionalen Schutzmantel um mein Herz.  

Von dem Moment an, als ich von zu Hause auszog, mit Anfang 19, wusste ich, dass ich nun die Zeit hatte, herauszufinden, wer ich wirklich bin. Mein Innerstes nach aussen zu kehren. Ich beobachtete mich selber. Wie ICH mit anderen Menschen umging. Wie ich mich ausdrückte, was ich fühlte und stellte fest, dass nicht ich das war, sondern meine Eltern und deren Einfluss. Die Erziehung zeigte sich mir überall. Wenn ich in die Stadt ging mit Freunden, war ich entweder die ruhigste oder die lauteste. Beides war nicht gut für mich. Wenn ich zu ruhig war, wurde ich nicht wahrgenommen. Wenn ich zu laut war, nervte ich alle. Wenn ich mir ständig krampfhaft überlegte, was ich wann sagen sollte, wurde ich missverstanden. Wenn ich witzig sein wollte, war ich die einzige, die darüber lachen konnte. Ich begann, mir zu überlegen, wie ich das beheben konnte. Weil ich mich einsam fühlte. Nicht angenommen / zugehörig fühlte. Ich fing an, andere zu kopieren. Wenn ich dies tat, verlief es einige Zeit gut, doch dann bemerkte ich, dass dies so für mich nicht stimmte. Das war nicht ich. Doch wer war ich? Als erstes machte ich mir zwei Listen. Eine machte ich über mich. Wie ich mich im sozialen Umfeld verhielt. An was ich merkte, wenn ich mich anderen aufdrängte. Was mich genau an meinen Mitmenschen nervte. Egal ob bei der Arbeit oder im Freundeskreis. Wie ich mich mit anderen benahm. Dann eine, wie ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern umging und sie mit mir. Den Spruch: „Wenn Du Dich dagegen wehrst, zu werden wie Deine Mutter oder Dein Vater“ nahm ich wörtlich. Ich schrieb auf, wie ich meine Mutter sah und wie meinen Vater:  

Meine Mutter war für mich kontrollierend, misstrauisch, introvertiert, schüchtern, manchmal völlig emotionslos, kalt, lieblos – sie funktionierte. Hatte einen Putzfimmel, das Haus war immer blitzeblank. Im ganzen Haus gab es Spannteppich. Der war so sauber, dass man darauf essen konnte, ohne einen Staubfusel im Mund gehabt zu haben. Es war immer alles sauber aufgeräumt. Es sah für mich immer wie in einem dieser „schöner Wohnen“ - Magazine aus. Sie war immer mit etwas beschäftigt. Immer sehr diszipliniert. Immer korrekt, anständig, höflich, darauf bedacht, nie dem anderen zu missfallen. Sehr vorsichtig in ihrer Ausdrucksweise. Sehr darauf konzentriert, wie sie auf andere wirken würde. Sie übernahm für alle die Führung. Organisierte für alle alles. Jede Reise, jeden Tag.  

Mein Vater war für mich zurückhaltend und hatte einen tiefschwarzen Humor. Manchmal so schwarz, dass er gar nicht merkte, dass er andere mit seinen Witzen verletzte. Aufbrausend - sehr lange sagte er nie etwas zu Streitereien und dann - auf einmal explodierte er. Er war immer darauf bedacht, es allen Recht machen zu wollen innerhalb der Familie. War gerne für sich alleine. Ich spürte, dass er Geheimnisse hatte, die er nie teilen würde. Er war extrovertiert ausserhalb der Familie. Sicher auch, weil er ein Geschäft leitete. Er war grosszügig und hatte ein grosses Herz. Wenn jemand ein Problem hatte, konnte man zu ihm gehen und er setzte alles daran, das Problem gemeinsam zu lösen. Als er älter wurde, merkte ich, dass er die Sticheleien meiner Mutter nicht mehr so gut vertrug, worauf er immer mehr Alkohol trank. Ich nahm an, um sich zu beruhigen. Er rauchte sehr viel. Das beruhigte ihn zusätzlich. Er machte viel Sport und achtete auf seinen Körper. Er war sehr eitel. Meine Mutter musste ihm immer die Haare föhnen. Für seine geraden Haare liess er sich immer eine Dauerwelle machen. Er war stets elegant und sportlich angezogen. Sein Fahrstil kam mir oft als aggressiv und rücksichtslos vorEr hatte im Allgemeinen wenig GeduldHausaufgaben machen mit mir war sehr selten und dann nur für ein paar Minuten. Er liess zu, wie meine Mutter mit ihm umging. Ihre Kritik und Kontrolle über ihn. Er wehrte sich selten. Wenn es Streit gab, war der sehr heftig und wurde hinter verschlossenen Türen abgehalten.  Die Beziehung meiner Eltern war für mich immer ein Rätsel. Ich fühlte die Liebe zwischen Ihnen, doch wie sie miteinander umgingen verwirrte mich stets. Wenn sich zwei Menschen so dermassen liebten, wieso war so viel Abneigung vorhanden?  

Zu meinen Geschwistern war die Beziehung so, wie ich im ersten Abschnitt erklärt hatte. An dem hat sich leider noch nicht viel geändert. Meine ältere Schwester lehnt mich ab. Spätestens nach ein paar Stunden, fängt sie an, auf mir rumzuhacken. Den Draht zu meinem älteren Bruder bin ich immer noch am Suchen. Wir starten immer wieder Versuche, uns näher zu kommen. Zu meinem jüngeren Bruder besteht kein Kontakt. Wenn wir uns sehen, an Familienfesten, besteht eine grosse Distanz zwischen uns. Ich kann mich kaum normal mit ihm unterhalten. Er hat so viel Wut in sich. Unsere Gespräche sind ein Monolog, bei dem nur er spricht. Widerspruch duldet er nicht. Dann wird er laut oder läuft weg.  

Als ich diese Listen fertig gestellt hatte, überlegte ich mir, was das Gegenteil von diesen Notizen über meine Familie und den Umgang miteinander waren. Ich überlegte mir, wie ich diese Themen auflösen könnte. Alle diese Verhaltensmuster hatten ich und auch meine Geschwister übernommen. Ob ich es nun wollte oder nicht. Ich wollte diese Muster von immer nett, Putzteufel, lieblos, Theater spielen, usw....durchbrechen. Indem ich das Gegenteil davon machte:

Das Gegenteil von kontrollierend war Verantwortung abgeben können. Von misstrauisch sein, Vertrauen entwickeln. Von Introvertiert, mich öffnen. Die Schüchternheit, die ich auch hatte, ablegen und mich trauen. Mut zeigen. Auf Menschen zugehen. Mit Fremden reden. Freundlich sein zu anderen Menschen. Bei Emotionen nicht zeigen, mein Herz öffnen und zeigen wie und was ich fühlte. Meine Emotionen zeigen. Das war der schwierigste Teil. Nach Aussen zeigen, wenn mich jemand mit seiner Aussage verletzt hatte. Nicht immer wirken, als würde mich nichts erschüttern. Diszipliniert und immer beschäftigt sein, mich auch mal nicht die ganze Zeit zu beschäftigen. Auch mal etwas liegen zu lassen. Nicht immer alles sauber aufzuräumen (es sah bei mir zu Hause auch immer aus wie in einem Museum). Bei sich ständig zurückhalten, auch mal laut herauszulachen. Mich nicht darum kümmern, was andere von mir halten mögen. Mich selber sein. In einer Diskussionsrunde brachten sich meine Eltern selten ein. Sie schwiegen und hörten meist zu. Und wenn, dann teilten sie ihre Meinung nur kurz mit. Das Gegenteil davon war, mich in eine Diskussionsrunde einzubringen. Den tiefschwarzen Humor meines Vaters hatte ich eins zu eins übergenommen, das merkte ich recht schnell, dass diese Art von Humor die meisten Menschen nicht verstanden. Also lernte ich, darauf zu achten, wie es dem Gegenüber geht. Herauszufühlen, wie sich das Gegenüber fühlt. Hilfsbereit sein und Hilfe auch annehmen können, war auch sehr schwierig für mich. Hilfe anzunehmen bedeutet, seinen Stolz zu überwinden. Die Selbstzweifel, die durch die Erziehung und der ständigen Kritik an meiner Person entstanden war, zu überwinden, dauerte Jahre. Den Inputs nachzugeben und zu vertrauen, dauerte Jahre und vor allem viel Mut.  

Durch das Abarbeiten dieser Listen konnte ich schon sehr viele Themen lösen und neutralisieren. Die drei langjährigen Liebesbeziehungen halfen mir auch dabei.   Bevor ich 2018 die Ausbildung zum Erdenengel machte, war ich bereits bei einigen Medien, die mir Informationen zu meiner Person lieferten, die ich zu dem Zeitpunkt bereits wusste, aber nicht einsehen konnte. Ich besuchte verschiedene Workshops von bekannten Medien in der Schweiz und seit 2018 arbeite ich energetisch an mir. Was zusätzlich die Auflösung dieser Themen beschleunigt und vereinfacht. Nun brauche ich nicht mehr Jahre bis ein Thema oder eine Blockade aufgelöst ist, sondern nur noch Wochen. Maximal ein paar Monate. Das vereinfacht mir das Leben enorm. Ich gehe deswegen viel leichter durch mein Leben. Negative Anmerkungen, oder Sticheleien von anderen in meinem Umfeld gelangen gar nicht mehr bis zu meinem Innersten. Die emotionale Schutzmauer, die nach fast 20 Jahren nicht mehr vorhanden ist, wird nicht mehr errichtet. Es hat mich mehr Kraft und Energie gekostet, diese aufzulösen als aufzubauen. Mich nervt das Verhalten anderer nicht mehr. Ich lasse mich nicht mehr stressen. Ich sage immer klar, was ich denke und stehe dazu. Weil es aus meinem Herzen kommt. Ich fühle zuerst in mich hinein, bevor ich etwas sage. Ich fühle in mich hinein, bevor ich einen Rat mitteile. Die innere Stabilität und die Verbundenheit zur Mutter Erde und zu meinen Himmlischen Helfern erleichtern mir das Leben sehr. Ich überlege nicht mehr ständig an meiner Zukunft herum, sondern nehme jeden Tag wie er ist. 

Ich habe akzeptiert, dass ich mein Leben nicht kontrollieren kann. Mein Umfeld nicht kontrollieren kann. Ich bin wie ich bin. Die anderen sind wie sie sind. Durch diese Selbstfindung und die Führung durch Inputs und Gefühle birgt mein Leben für mich keine unüberwindbaren Hindernisse mehr. Mit Hilfe der geistigen Führung, ziehe ich keine Menschen mehr an, die es nicht gut mit mir meinen oder mir nichts gönnen. Das grösste und am tiefst liegenden Thema, das ich an mir selber aufgelöst habe, war die Selbstliebe. Ich liebe mich so - wie ich bin. Ich bin wertvoll und alles, was ich tue, ist wertvoll. Nicht nur für mich selber, sondern auch für andere. So wie ich mich innerlich fühle, strahle ich es aus.  Es kann gut sein, dass noch einige Themen hervorkommen werden. Mein Leben besteht darin, diese Themen zu erkennen und aufzulösen. Da wir uns alle im gleichen Energiefeld befinden, löse ich das nicht nur für mich auf, sondern für alle, die sich darin befinden. Ich erleichtere also nicht nur mein Leben, sondern auch das Leben meiner Herkunftsfamilien – Adoptions – sowie Ursprungsfamilie.   

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